Charaktere

Beschreibung der Personen des Festspiels

Unterschiedliche Charaktere, verschiedene Meinungen, ein Ziel - die Rettung Dinkelsbühls Texte von Isgard Erhard

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Er entstammt einer alteingesessenen Familie. Um 1559 geboren, wurde er als Ratsherr durch seine 2.Ehe 1616 der Schwiegersohn seines Ratskollegen und Bürgermeisters Georg Abelin, außerdem 1621 Schwiegervater von Johann Bernhard Kranich, als dieser gerade 20 Jahre alt, Leonhard Wigerleins verwitwete Tochter heiratete. Dies verdeutlicht die engen familiären Verflechtungen, die in der katholischen Führungsschicht bestanden und die wohl in hohem Maße die von den Evangelischen beklagte Gevatternwirtschaft förderten. Über Jahrzehnte hinweg nahm er hohe städtische Ämter ein und ist somit mitverantwortlich für die Mißwirtschaft in den städtischen Finanzen. 1596 schon wird er als Sechser genannt. 1601 besaß er das Privileg, die Ratstrinkstube zu besuchen, und von diesem Jahr an fungierte er 22 Jahre als Spitalpfleger, zur selben Zeit auch immer wieder als Umbgelter (Erheber der Getränkesteuer). Von 1624 bis zu seiner Absetzung durch die Schweden war er Oberpfleger der Siechenpflege. Ab wann Leonhard Wigerlein (auch Wegkerlin, Wacker, Wigerla, Weigerlin und Würgerlin) das Amt des Bürgermeisters bekleidete, ist nicht genau festzulegen. 1623 war er Geheimer Rat, aber noch 1626 unterschreiben nur Hans Ulrich Mayr und Georg Abelin als Bürgermeister. Beim Einzug der Schweden wurde er in Haft gesetzt. Im restituierten katholischen Rat vom 24. November 1634 war er nicht mehr vertreten. Eine anonyme zeitgenössische Chronik erklärte ihn für abgesetzt. Wahrscheinlich war er zu jenem Zeitpunkt bereits auch dienstunfähig, denn er starb knapp 3 Wochen später am 11. Dezember 1634 im Alter von 75 Jahren und wurde in der Karmeliterkirche begraben.
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Die Familie der Abelin ist schon in der ältesten Steuerliste der Stadt 1437 genannt (in der Nördlinger Vorstadt und auf dem Dönersberg). Seit etwa 1500 gehört sie zur städtischen Oberschicht. Georg Abelin war wohl der Sohn von Bürgermeister Hieronymus Abelin (auch Abele, Abelein). In welchem Verwandschaftsverhältnis er zu seinem Ratskollegen (und späterem Bürgermeister) Johann Abelin stand, kann beim augenblicklichen Stand der Forschung nicht beantwortet werden. Bevor Georg Abelin 1614 Bürgermeister wurde, bekleidete er bereits zahlreiche städtische Ämter. Als Spital-Unterpfleger verewigte er sein Familienwappen am Straßengiebel des 1599 erbauten Verwaltungsgebäudes des Spitals. 1601 war er bereits Umbgelter (Erheber der Getränkesteuer), kurz vorher schon Geschaumeister der Stricker, 1604 wurde er als Geheimer Rat genannt. Sein Haus hatte er in der Turmgasse. Er war wohl zweimal verheiratet und hatte insgesamt 11 Kinder. Durch deren Ehen rückte die städtische Oberschicht noch enger zusammen. Der spätere Bürgermeister von 1632, Leonhard Wigerlein, und der spätere Stadthauptmann Bernhard Freisleben wurden seine Schwiegersöhne. Als Bürgermeister versteuerte er 8000 fl, damals ein enormes Vermögen. Ab 1614 machte er sich großer Unregelmäßigkeiten in der städtischen Finanzführung schuldig. Jahrelang versteuerte er sein großes Vermögen viel zu gering und veruntreute obendrein hohe Summen städtischer Gelder, so daß noch seine Erben die von ihm hinterlassenen Schulden abzahlen mußten. Georg Abelin starb (im Jahre der schwedischen Eroberung) am 02. November 1632 und wurde in der Karmelitenkirche begraben.
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Er zog wohl aus der Gegend von Eichstätt zu. 1593 wird er “am mittleren Gemeindebrunnen in der Langen Gasse” als berechtigt genannt. 1601 gehörte er zu den Privilegierten der Ratstrinkstube. Von 1602 bis 1607 wohnte er in der Turmgasse. Sein Beruf war Gastwirt und Handelsmann. 1613 wurde er Geheimer Rat. 1614 heiratete er Ursula Stenglin. Ab diesem Jahr war er öfters als Umbgelter (verantwortlich für die Erhebung der Getränkesteuer) tätig, d.h. er war zu dieser Zeit bereits Ratsmitglied. 1617 heiratet er in 2. Ehe Anna Schad, Tochter des Geheimen Rats Benedikt Schad, des Älteren. 1614 - 1616 war er Pfleger der Stipendiatenpflege und 1625 bekam er das Amt eines Bürgermeisters. Kurz vor der Übergabe der Stadt an die Schweden wurde am 20. April 1632 die Gaismühle, die zu seinem Besitz gehörte, von 5 schwedischen Reitern überfallen und ausgeplündert. Hans Ulrich Mayr (auch: Maier, Mayer) starb kurz nach dem Einzug der schwedischen Eroberer am 8. Mai 1632 und fand in der Karmelitenkirche seine letzte Ruhestätte.
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1. Vorbemerkung
Die Tatsache, daß es in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts drei Mitglieder der Sippe Schad gleichen Namens gab, birgt von vornherein die Gefahr von Fehldeutungen und Mißverständnissen in sich. Einige Bemühungen, die entsprechenden Biographien zu entflechten und zu verfolgen (A. Gabler u. L. Junke) vermischen leider an entscheidenden Stellen biographische Daten zu einem letztendlich nicht zusammenpassenden Ganzen. Da der alles klärende Zusatz “der Ältere” oder “der Jüngere” in vielen Fällen fehlt, ist es notwendig, Analogieschlüsse aus vorhandenen eindeutigen Lebensdaten und chronologischen Möglichkeiten zu ziehen. Daß man sich hiermit auf schwankenden Boden begibt, ist von vornherein klar. Einiges wird mit letzter Sicherheit nie zu klären sein.
Benedikt Schad d. Ältere, Geheimer Rat und Steuerschreiber
Er war der älteste der drei Familienmitglieder gleichen Namens. Da er sich in seinem Gnadengesuch um Haftverschonung, das er zusammen mit anderen arretierten Ratskollegen im November 1632 an den evangelischen Rat richtete, selbst als “der Ältere” und als einen Mann mit 75 Jahren bezeichnete, wurde er 1557 in Dinkelsbühl geboren. Sein Vater war Lienhard Schad, der 1544 wegen seines evangelischen Glaubens Ellwangen verließ und sich hier niederließ. In Dinkelsbühl konvertierte er allerdings wieder zum katholischen Glauben und die Schads wurden gleichsam die glühendsten Vertreter der Gegenreformation. Das Stammhaus der Schads war wohl ein Haus am Dönersberg, “hinter dem Deutschhof”, von dem 1573 berichtet wurde, daß es einfiel. 1628/29 wohnte er am Brotmarkt (Segringer Str. 3/5). Im Jahre 1577 heiratete Benedikt Schad Sybilla Michel, mit der er 5 Kinder hatte. Seit 1617 war er Schwiegervater des Geheimen Rats und späteren Bürgermeisters Hans Ulrich Mayr. Sein Beruf war wohl Mangmeister und als Vertreter im Inneren Rat hatte er die Funktion des Steuerschreibers inne. 1589 war er Bauernvogt und 1591 unterster Kirchenpfleger geworden. Von 1589 - 98 ist er als Lehensherr der Kemmleinsmühle auszumachen. 1601 ist ein “Benedikt Schad” zum Besuch der Ratstrinkstube privilegiert. Ab wann er als Geheimer Rat dem Inneren rat angehörte, kann nicht genau festgelegt werden. Bei der Übergabe der Stadt an die Schweden 1632 war er Mitglied der Delegation, die Obrist Sperreuth in Weißenburg das Kapitulationsangebot unterbreitete und mit der Sperreuth schließlich am 11. Mai kampflos in Dinkelsbühl einzog. Nach allgemeiner Lesart war es sein Haus (Altrathausplatz 4), in dem der schwedische Obrist Quartier nahm. Benedikt Schad kam wie seine Ratskollegen in Haft. Wie lange, ist nicht genau auszumachen. In einer im Stadtarchiv aufbewahrten Kurzchronik der Jahre 1632 - 1634 eines anonymen Dinkelsbühler Zeitgenossen wird für den 29.Oktober 1632 berichtet: “.... ist Benedikt Schad auß seinem Arrest von Nordling anherkommen ist 14 Wochen aldort krank gelegen”. Da in dem oben erwähnten Gnadengesuch der inhaftierten katholischen Ratsmitglieder vom 3./13. November auch er genannt ist, muß er gleich anschließend in Dinkelsbühl weiter in Haft gehalten worden sein. Diese physische und psychische Belastung trug sicher zu seinem baldigen Tod am 17. September 1633 ( im Alter von 76 Jahren) bei. Die in seinem Namen beantragte Haftentschädigung für die Jahre der schwedischen Besetzung ist wohl von seiner Familie vorgenommen worden.
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Er wohnte im Segringer Viertel und war Goldschmied von Beruf. Ab 1614 ist er laufend in Pflegeämtern der verschiedenen städtischen Stiftungen nachzuweisen, so bis 1616 in der Stipendiatenpflege und 1629 in der Prädikaturpflege. 1628 wird er als Mitglied des Inneren Rats genannt und war bis 1630 als Umbgelter tätig. 1632 nach dem Einzug der Schweden wird er der “abgesetzte alte Stadtrechner” genannt. 1634 war er im rekatholisierten Rat wieder vertreten und erhielt eine Entschädigung für seine Haft hier und in Nördlingen. Von 1634 bis zu seinem Tod am 06. Oktober 1637 fungierte er als Oberpfleger der Leonhardspflege (Siechenpflege). Sein Grab fand er, wie die meisten seiner Ratskollegen, in der Karmelitenkirche.
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Über seine Person sind nur äußerst dürftige Nachrichten vorhanden. 1629 war er als Umbgelter (Erheber der Getränkesteuer) in städtischen Diensten, d.h. er gehörte dem Inneren Rat an. Im gleichen Jahr kaufte er zwei Häuser am Brettermarkt, anscheinend an der Stelle des heutigen Rathauses, Segringer Str. 30. 1634 beanspruchte er nach Wiedereinsetzung des katholischen Rates wie die meisten noch lebenden Ratsherren von 1632 eine finanzielle Entschädigung für seine Haftzeit während der Schwedenjahre (5 Wochen in Dinkelsbühl und 156 Tage in Nördlingen). Am 21. September 1638 starb Johann Weiß und fand, wie so viele Prominente der Stadt, in der Karmelitenkirche seine letzte Ruhestätte.
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Die Familie Ensmann ist die einzige der Ratsfamilien von 1632, deren Nachkommen heute noch in Dinkelsbühl leben. Als Wirte zum “Halbmond” führten Sie lange eines der traditionsreichsten Gasthäuser der Stadt. Der Apothekergeselle Georg Ensmann aus Reichenhall heiratete 1618 die hiesige Apothekerswitwe Anna Maria Geider aus dem einflußreichen Geschlecht der Abelin (Sie starb 1657). Damit stieg Ensmann zum Apothekenbesitzer auf, der ab 1619 im Rat vertreten war. 1632 wurde er nach dem Einzug der Schweden “abgesetzter alter Stadtrechner” genannt. nach den Schwedenjahren 1632 - 34, während der er sich wie alle katholischen Ratsmitglieder zeitweise in Haft befand, war er 1634 im neu gewählten rekatholisierten Rat als Bürgermeister vertreten, dessen Posten er bis zu seinem Tod am 16. April 1638 bekleidete. Einer seiner Söhne, Johann, heiratete 1645 Eva, die Tochter von Bürgermeister Johann Abelin.
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Die Familie Kobold (auch Kobult) stammt aus Kühnhard bei Feuchtwangen. Um 1600 lebte Bürgermeister Leonhard Kobold, der mehrere Söhne hatte. Sein Sohn Friedrich wurde 1594 geboren. 1610 war er zum Studium in Ingolstadt eingeschrieben, während zwei seiner Brüder in Perugia die Universität besuchten. 1622 heiratete er Anna Maria Jäger von Jägersberg, mit der er 7 Kinder hatte. Ab 1623 war er im Rat vertreten. Zu Beginn des Schwedenjahres 1632 hatte er die undankbare Aufgabe, zusammen mit Johann Weiß und Bernhard Kranich die von Sperreuth festgesetzte hohe Kontributionszahlung von 12.000 Talern bei seinen katholischen ehemaligen Ratskollegen einzutreiben. Die drei Bürgermeister allein mußten zusammen 600 Taler aufbringen. Im neuen Rat nach der Schwedenzeit war er wieder vertreten und erhielt eine Entschädigung für die in Haft erlittene Unbill. Im Oktober 1634 reiste er zusammen mit zwei anderen Ratskollegen nach Stuttgart zu König Ferdinand, um diesem die Beschwerden der Katholiken über die beiden Schwedenjahre vorzutragen. Auf der Heimreise wurden sie zweimal von schwedischen Soldaten ausgeraubt. Von 1638 - 43 ist er als Bürgermeister nachweisbar. 1647 wurde über ihn im Rat verhandelt, da er als Ratsschreiber offenbar seine Pflichten vernachlässigt hatte. Nach Ende des 30jährigen Krieges 1648 ist er im paritätischen Rat als katholischer Bürgermeister vertreten. Zusammen mit dem zum Geheimen Rat aufgestiegenen Bernhard Kranich ist er noch der einzige aus den Reihen des katholischen Rates von 1632. Er starb 1653 im Alter von 59 Jahren. Laut dem Dinkelsbühler Chronisten Matthäus Metzger muß Friedrich Kobold ein nahezu bigotter Mensch gewesen sein. Die ehemalige Kobeltsmühle an der Dürrwanger Straße auf dem Areal des heutigen Campingplatzes erinnerte bis zu ihrem Abbruch 1977 an diese Dinkelsbühler Ratsfamilie.
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Seine Familie gehörte nicht zu den reichsten, dafür aber zu den ältesten der Stadt, die schon 1428 in einem Schuldbuch erwähnt ist. Albrecht Rokenbach (auch: Rogkenbach, Rockhenbach) wurde um 1572 geboren und diente der Stadt als Waag- und “Stubenmeister”. Sein Haus hatte er wohl in der Segringer Straße neben der Ratstrinkstube. 1612 heiratete er die Witwe des Ratsherrn Veit Schwertfuer aus einer der einflußreichsten Familien der Stadt, deren Stammhaus das Gasthaus zum Grünen Baum, heute Ledermarkt 7, war. 1624 heiratete er ein zweites Mal, und für das dritte Kind aus dieser Ehe, Tochter Anna Maria, wählten sich die katholischen Rokenbachs eine außergewöhnliche Patin: die evangelische Regina von Streitberg, Frau des in schwedischen Diensten stehenden deutschen Adeligen Hans von Streitberg. Wie es zu dieser seltenen Geste der konfessionellen Toleranz kam, ist aus keiner Quelle ersichtlich. Nach seiner Haftzeit während der Schwedenjahre war er 1634 im neu erstellten katholischen Rat bis zu seinem Tod am 14. November 1635 vertreten. Auch er wurde in der Karmelitenkirche begraben.
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Bei ihm könnte es sich um einen Adeligen handeln, der ins Dinkelsbühler Patriziat einheiratete. 1589 siegelt ein Heinrich Stainhauser zu Rechberg (in der Nähe von Schwäbisch Gmünd) ein Dokument. Auf diese adelige Familie könnte sich ein Eintrag im Traubuch von St. Georg beziehen, der am 26. November 1618 die Heirat der Witwe Maria Dietrichin mit Christoph Steinhäuser, dem “Gamundianus” verzeichnet. Ab 1631 gehörte er dem Inneren Rat an. Am 17. März 1634, also noch vor Ende der schwedischen Besatzungszeit starb er. Eine Ende 1634 unter seinem Namen beantragte Entschädigung für seine Haftzeit während der Schwedenjahre konnte somit nur von seiner Witwe oder seiner Familie vorgenommen worden sein.
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Er wurde 1601 in Dinkelsbühl als Sohn des Johann Kranich geboren. Seine erste Ehe schloß er 1621 mit Johann Bernhard Abelins Witwe Catharina, einer Tochter des späteren Bürgermeisters Leonhard Wigerlein, Aus insgesamt vier Ehen stammten 12 Kinder. Ab 1630 im Inneren Rat vertreten, übernahm er mehrere städtische Ämter (1636 Quintumvir = Mitglied des Fünfergerichts, 1638 - 50 Oberpfleger der Leonhardspflege, 1641 Spitalpfleger). Für seine Haftzeit während der Schwedenjahre 1632 - 1634 erhielt auch er eine Entschädigung. Im restituierten katholischen Rat 1634 war er wieder vertreten und im paritätischen Rat von 1648 schließlich als Geheimer Rat zusammen mit Friedrich Kobold als Bürgermeister der letzte aus dem Ratsgremium von 1632. Ab 1655 bekleidete er dann das Amt des Bürgermeisters. Matthäus Metzger, der Dinkelsbühler Chronist, der so deutliche Worte über den Kollegen Kobold fand, bezeichnete ihn als rechtschaffenden, den Evangelischen nicht abgeneigten Mann. Hans Bernhard Kranich starb hochbetagt im Alter von 78 Jahren am 19. Januar 1679 und wurde in der Karmelitenkirche begraben.
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Über dieses im Festspiel genannte Mitglied der weitverzweigten Abelin konkrete biographische Angaben zu machen, ist wegen einiger gleicher Namensträger fast unmöglich. Es bedarf noch eingehender Quellenstudien, um die Fülle scheinbar nicht zusammenpassender Einzeldaten zu Biographien zusammenzufügen. Unser Hans Abelin erhielt für seine Haftzeit während der Schwedenjahre eine Entschädigung zugebilligt und war 1634 im rekatholisierten Rat als Bürgermeister vertreten. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod im Juni 1646.
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Der Name läßt die Herkunft der Familie aus dem Allgäu vermuten. Da im Trauregister von St. Georg sich kein entsprechender Eintrag befindet. muß Dr. Memminger wohl als verheirateter Mann von auswärts kommend seine Stelle in Dinkelsbühl angetreten haben (evt. von Eichstätt her). Nach einer persönlichen Notiz Wilhelm Reuleins war er ab 1622 als Jurist im Dienste der Stadt. nach der Gefangenschaft während der Schwedenzeit wurde er bei der Restituierung des katholischen Rates wieder in sein Amt eingesetzt. Er starb kurz danach, am 07. März 1635, und wurde in der Karmelitenkirche begraben. Seine Witwe Christina klagte für ihren verstorbenen Mann auf Schadensersatz für die ihm durch die Gefangenschaft zugefügte Unbill. 1641 schenkte ein Amberger Bürger dem Kapuzinerkloster zur Vergrößerung dessen Gartens ein Grundstück, das er mit Erlaubnis des Rates, der Witwe Dr. Memmingers um 100 Gulden abgekauft hatte. Das dazugehörige Haus “nächst hinter dem Kapuzinergarten” (heute Bauhofstraße 15) wird neun Jahr später als “leer, öde und unversperrt” beschrieben.
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Er verkörperte ein typisches Söldnerleben der Zeit des 30jährigen Krieges. 1599 in Florenz geboren, stieg er zum Korporal im kaiserlich Cronbergschen Regiment auf. Als solcher kam er nach Dinkelsbühl, wo er 1629 die Witwe Apollonia Klostermaier heiratete. da diese eine Tochter des Bürgermeisters Georg Abelin war, förderte die Heirat durchaus auch seine Karriere, denn den Posten des Stadthauptmanns bekam er zweifellos durch seinen einflußreichen Schwiegervater. Für seine Verdienste um die Verteidigung der Stadt gegen die Schweden erhielt er 1632 das Adelsprädikat. Im gleiche Jahr wurde er nach dem Einzug der Schweden abgesetzt und klagte später, wie fast alle Mitglieder der katholischen Führungsschicht, auf Haftentschädigung. 1634 wurde er wieder in sein Amt eingesetzt, das er wohl nur bis 1635 bekleidete. In diesem Jahr ging er als Hauptmann in einem kaiserlichen Dragonerregiment unter Gallas von Ansbach nach Tirol. Zumindest seine Familie blieb bis 1639 in der Stadt, da in diesem Jahr sein 6. Kind in St. Georg getauft wurde,. Ab 1642 wohnte er als Oberamtmann in Grünsfeld und von 1644 - 47 in Marktbibart. Ab 1647 war Bernhard Freisleben (auch Freischleben) als Amtsverweser in Würzburgischen Diensten in Neustadt/Saale tätig. Dort starb er 1669 im Alter von 70 Jahren und wurde in der dortigen Karmelitenkirche beerdigt.
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Die Hechtlen (auch Hechtle, Hechtlin, Höchtlin, Höchtlen) deren sprechendes Wappen 1698 auf Daniel Meyers Gemarkungsplan der Stadt vertreten ist, gehörten zu den alteingesessenen Familien, die schon in den ersten Einwohnerverzeichnissen des 15. Jahrhunderts auftauchen. Über unseren im Festspiel auftretenden Bürger Matthias Hechtlen sind Nachrichten sehr spärlich, und da sein Vater gleichen Vornamens denselben Beruf wie er ausübte, nämlich Fischer, sind eindeutige Quellen-Interpretationen nur bedingt möglich. Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt, es dürfte um 1570 anzusetzen sein. Bei dem 1607 in einem Visitationsbericht des Karmelitenklosters in der Nördlinger Vorstadt genannten Matthäus Hechtlen könnte es sich um ihn handeln. Wahrscheinlich war er nebenbei auch Gastwirt, da ein solcher im Getränkesteuerverzeichnis des Klosters von 1630 für denselben Ort genannt wird. Im Jahr 1632 ist er Pächter eines städtischen Fischwassers. Im Festspiel fällt ihm die wichtige Funktion zu, die Botschaft der erregten Bürger dem Rat zu überbringen. 1634/35 wird statt ihm des “Mattheus Hechtlens nachgelassene Witib” als Pächterin genannt. Somit starb er zwischen 1632 und 1635 im Alter von etwa 60 Jahren.
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