Historisches Festspiel (von Ludwig Stark) im Schrannen-Festsaal
Eine Ouvertüre von August Kreß leitet das Festspiel ein. Für die einheimischen Laienspieler ist das Festspiel mehr als ein Theaterstück, es ist ein Bekenntnis zu ihrem geliebten Heimatort.
Zusammenfassung des Historischen Festspiels
Im Jahr 1632 – fast genau in der Mitte des 30-jährigen Krieges – belagerten Truppen unter dem Kommando des schwedischen Obristen Claus-Dietrich von Sperreuth die Stadt. Sie forderten die bedingungslose Kapitulation, oder wie es im Festspiel heißt, die Übergabe auf „Gnad‘ und Ungnad‘“.
Vordergründig stand der katholisch-protestantische Religionskrieg, der sich im Kampf der protestantischen Unions-Truppen unter Führung König Gustav II. Adolfs von Schweden gegen die katholischen Truppen des unter dem Oberkommando Kaiser Ferdinand II. manifestierte.
Als freie Reichstadt unterstand Dinkelsbühl nur dem Kaiser. Nur ihm entrichtete sie Steuern und Abgaben – durfte sich als Gegenleistung daher seines Schutzes und seiner Truppen wissen.
Nach fast 15 Jahren Krieg waren diese jedoch einerseits ausgezehrt und ausgedünnt, andererseits taktisch und strategisch bedeutenderen Punkten zugewiesen. „Was ist uns Dinkelsbühl…“.
Der kleine Rat war katholischen Glaubens, mehr als drei Viertel der Bürger hingegen bereits zur evangelischen Konfession übergetreten.
Wir befinden uns nun im Spannungsfeld zwischen ‚Treue zu Reich und Kirche‘ und friedlicher Kapitulation in dem im Rat eine Entscheidung gefällt werden. Andernfalls droht der schwedische Belagerer die Stadt im Kampf einzunehmen, Tod und Unheil der Stadt auszusetzen und verbrannte Erde zu hinterlassen.
Die Räte wanken zwischen der Hoffnung auf Entsatz durch kaiserliche Truppen und der Verzweiflung der ungewissen Folgen einer Kapitulation. Sie sind sich ihrer Verantwortung für die Bürger und die Heimatstadt bewusst, fürchten aber den Verlust von Amt und Privilegien und vielleicht noch mehr.
Gäbe es doch nur eine Möglichkeit, heil aus dieser Situation zu kommen.
Zufällig erfährt der Rat davon, dass ein Sohn des Obristen von Sperreuth kürzlich im Kindesalter verstorben war; zufällig wird diese Nachricht von der jungen Türmerstochter Lore gehört: „Es müssten Engel gleich vom Himmel kommen, das Nest vor meinem Zorn zu schützen!“.
Die wunderbare Idee Lores‘ nimmt ihren Lauf. Dem Obristen sollen Engel entgegen kommen ...
Viele Textpassagen erstaunen hierbei immer wieder durch ihre tiefsinnige und zeitlose Natur.
Das Festspiel beginnt mit einer eigens dafür komponierten wunderbaren Ouvertüre, in der der Fortgang des Schicksalstags, wie umseitig abgedruckt, in einzelnen Musikpassagen eingebunden ist. Lassen Sie sich musikalisch in diese Zeit versetzen und werden Sie Teil dieser dramatischen Stunden.
Im Anschluss zur Ouvertüre folgt das eigentliche Festspiel mit der Ratssitzung im Schrannen-Festsaal und der Stadtübergabe am Wörniztor, zu der Sie über die ausgeschilderten Wege in Ruhe nach der Festspielaufführung gehen.
Das Festspiel wurde 1896 vom Hofrat Ludwig Stark erstellt und wird seit der Uraufführung 1897 annähernd unverändert aufgeführt.
Die Mitwirkenden sind ausnahmslos Bürger aus der Raumschaft Dinkelsbühls.
Sprachlich orientiert sich das Festspiel an der Ausdrucksweise zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Um ein authentisches Gefühl zu erzeugen wurde dies bisher auch nicht geändert, wenngleich gesagt werden muss, dass es sich bei dieser Sprache um eine historisierte Form des Deutschen um 1900 handelt.
Die Ouvertüre
August Kreß stellte bereits 1897 eine Ouvertüre zusammen, die dem Festspiel vorangeht. Musikalische Bilder nehmen den weiteren Verlauf des Festspiels vorweg:
Das Nachspiel
Das Festspiel findet seine Fortsetzung mit dem sogenannten Nachspiel am Altrathausplatz. Dort werden Sie Zeuge der Übergabe der Stadt an den schwedischen Belagerer und dem glücklichen weiteren Verlauf der Dinge ...
Zum Abschluss ertönt der Choral: “Nun danket alle Gott” zu dem Sie herzlich eingeladen sind, gemeinsam mit uns einzustimmen:
Nun danket alle Gott,
mit Herzen, Mund und Händen,
der große Dinge tut
an uns und allen Enden,
der uns von Mutterleib
und Kindesbeinen an
unzählig viel zugut
bis hierher hat getan.
Der ewigreiche Gott
wollt uns bei unserm Leben
ein immer fröhlich Herz
und edlen Frieden geben
und uns in seiner Gnad
erhalten fort und fort
und uns aus aller Not
erlösen hier und dort.
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